Revalsche Zeitung, 17 jaanuar 1867

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Expedition Langstraße Rr 2 7. Annahme der Inserate l'iS ll Uhr Bermittag« Preis für die vieraespaltcfle Petitzeilc »der deren Raum 3 Jlif.

Achter Jahrgang. 13 . ( Dienstag, den 17. (29.) Januar.

1807 .

Amtliche Nachrichten. Ernannt- der Obrist der 1. Leib-Garde-Artillerie-Brigade Pistohlkvrs zum Commandeur der 3. Gardeund Grenadier-Artillerie-Brigade. Befördert zum Gen.-Maj. der Militair-Jngenicur-Obrist Engel. Inland. Reval, 17. Jan. Mittelst Resolution des Hrn. Gouverneurs von Estland vom 5. und 8. Jan. d. I. sind die stellvertretenden Geschäftsführer der Estländischcn Gouverne-ments-Regierung Cand. jur. A. v. Rehekampfs und Land. zur. A. Ploschkuö in der Function von Geschäftsführern der Gouvernements - Regierung bestätigt worden. (Estl. Gouv.-Ztg.) — In der gestrigen Versammlung der Kaufleute erster und zweiter Gilde ist an Stelle des verstorbenen Herrn C. F. Malm Herr Kaufmann Robert Elfenbein mit einer Majorität von 48 Stimmen zum Heringswraker erwählt worden. Riga, 11. Jan. Von dem Directorium der Rigaer Börsenbank wird bekannt gemacht, daß vom heutigen Tage ab der Zinsfuß für Wechsel - Diskonto auf '10 Procent pro anno festgesetzt ist. Mitau, 11. Januar. Mit besonderem Vergnügen theilt die, „Kurl. Gouv.-Zeitung" nachstehende, von der Gemeinde-Verwaltung des Gutes Paulsgnade ihr zugestellte Zuschrist derselben an Seine Excellenz, den Herrn kurländischen Landes-Bevollmächtigten und Erbhcrrn der Paulsgnadeschen Güter rc., Baron von der Recke ihren Lesern mit: Die Wandelungen der Zeit haben viele neue Einrichtungen mit sich gebracht und die wichtigste von allen, die neue Gemeinde-Verwaltung, ist gegenwärtig in's Leben getreten. Mit jedem Schritte vorwärts hat sich die Wohlfahrt der kurlündischen Bauern, und namentlich die der Paulsgnadeschen Gemeinde, gesteigert. Ein großer Theil des Verdienstes hiervon gebührt Ihnen, edler Herr: In wie hohem Grade Sie Ihr Wohlwollen gegen die- Paulsgnadesche Gemeinde bethätigt, ist allen unvergeßlich. Wahrlich, Sie haben.bei jeder Gelegenheit, sowohl-bei den Gesinde-Verkäufen, als auch bei der Schuleinrichtung und gegenwärtig bei der Dotation des Gemeindehauses bewiesen, daß Ihnen das Wohl der Gemeinde höher steht, als Ihr persönliches Interesse. Solche Saat kann nur Früchte der Dankbarkeit zeitigen, und es gereicht ber neuen Gemeinde-Verwaltung, ihr Amt antretend, daher zur hohen Freude, ihre erste Handlung die sein zu lassen. Ihnen im Namen der Gemeinde für alles Gute den herzinnigsten Dank darzubringen und gleichzeitig die Hoffnung auszusprechen, daß Sie auch in Zukunft Ihr Wohlwollen uuS nicht entziehen werden. Alle unsere Handlungen mögen Ihnen zur Ehre gereichen und unsere Dankbarkeit bekunden! Ihre Werke der Liebe seien unzertrennlich von unserer Dankbarkeit und der unserer Kinder, und möge dieses Band uns stets in Leid und Freud' vereint erhalten! Mit der Bitte, diese ehrerbietige Danksagung und unsern innigen Wunsch geneigtest aus- und annehmen zu wollen, zeichnen wir uns, gnädiger Herr, als Ihre ergebenen (Unterschrift der PaulSgnadcfchcn Gemeinde-Verwaltung). St. Petersburg. sAuszug aus der Depesche des Fürsten Gortschakow.s (Schluß.) Während aber die Verhandlungen wegen der Nuntiatur noch fortdauerten , hatte Pius IX. heimlich und den organischen Neichsgcsetzen zuwider ein Schreiben an den neuen Erzbischof von Warschau gerichtet, in welchem Se. Heiligkeit sich, so zu sagen, an die Stelle des Souveräns des Landes setzte und den Erzbischof einlud, sich nach Rom zu begeben, während seine Gegenwart im Lande mehr als nothwendig war, um die Geistlichkeit des Königreichs zu ihrer Pflicht zurückzuführen. Kaum hatte Fclinski den Brief des Papstes erhalten, so glaubte er jedes Gehorsams, ja jeder Rücksicht gegen die Autoritäten des Königreichs überhoben zu sein. So hatte die Regierung die Prozession am Tage des heiligen Marcus wegen der zu befürchtenden Unordnungen einzustellen gebeten. Trotzdem fand dieselbe mit ungewöhnlichem Pompe statt; die Unruhen brachen aus, und es wäre beinahe Blut in den Straßen von Warschau geflossen. Um Erklärung gebeten, antwortete der Erzbischof, daß er es vorziehe, 10,000 Menschen zu Boden gestreckt zu sehen, als ein kleines Theilchen des Rechts abzutreten, welches ihm die kanonischen Gesetze zuerkennen. Diese Sprache wurde. nach Rom gemeldet, erfuhr aber keine Mißbilligung. Um diese Zeit (April 1863) trat der heilige Stuhl offen zu der diplomatischen Coalition über, welche sich gegen Rußland gebildet hatte. Pius IX. richtete am 22. April 1863 ein Schreiben an S. M. den Kaiser, welches er durch das lebhafte Interesse, das sich überall bei den Völkern und den Regierungen zu Gunsten Polens kund gäbe, motivirte, und in welchem er die lange Reihe von Hindernissen auszählte, welche der Ausübung des römischen Cultus entgegengestanden haben. In einem geheimen Consistorium, welches am 29. Oktober 1866 abgehalten wurde, hat Pius IX. behauptet, daß sein Schreiben vom 22, April 1863 ohne Antwort geblieben sei (Docnmcntale Darstellung, Beilage 6, S. 303). Wir können nur mit tiefem Bedauern constatiren, daß diese Behauptung unwahr ist. Der Kaiser empsing den in Rede stehenden Brief am 29. April; am 11. Mai antwortete S. M. in einem Schreiben, welches am 20. Mai (1. Juni) dem Cardinal Antonelli durch Herrn Kisselew eingehändigt wurde. Außerdem wurde Hrn. Kisselew ein ausführliches Memorandum zugestellt, in welchem die im päpstlichen Briefe ausgesprochenen Beschwerden durch unwiderlegliche Thatsachen und Zahlen auf ihren wahren Werth zurückgeführt waren. Ueber dieses Schreiben sowohl, wie über die noch fortdauernden Unterhandlungen wegen des päpstlichen Nuntius, obgleich beide Angelegenheiten mehrfach zwischen dem Cardinal-Staatssecretür und Hrn. Kisselew und auch in einer besonderen Audienz dieses Letzteren bei S. Heiligkeit verhandelt worden waren, wird- in der „ Documentalen Darstellung" sonderbarer Weise kein Wort gesagt. Die Feindseligkeit des römischen Hofes sprach sich um diese Zeit in geradem Verhältnisse zu den inneren und äußeren Schwierigkeiten, gegen welch: die Kaiserliche Regierung zu kämpfen hatte, aus. So wurden die Bewohner Roms zu einer Prozession aufgefordert, welche den Zorn Gottes beschwichtigen sollte. In der Aufforderung hatte man als ein Zeichen des göttlichen Zorns der Viehseuche erwähnt, welche in den päpstlichen Staaten wüthete, und die Botschaft mit folgenden Worten geschlossen: „Dann ist es der Wille des heiligen Vaters, daß bei dieser Gelegenheit besondere Gebete für das unglückliche Polen gehalten werden, welches in diesem Augenblicke, wie er mit Schmerz sieht, der Schauplatz von Metzelei und Blutvergießen geworden ist." Mittlerweile hatte sich das russische Volk mit einem Aufschwünge, für welchen die Geschichte wenige Beispiele hat, um den Thron gcschaart und angesichts der ganzen Welt erklärt.

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. JltHj: Siud min Daqlöhnere s! ich rer ,^as anncr Lud' Daali'h er|'< Sei willen in vesen suchten Tiden ok ebr Bergnängen heww n , ik wull ebr 'ne Red' Hollen! Jung Joche».

Wer in der Zeit der gesellschaftlichen Feste die „Times" in die Hand nimmt, findet lange Spalten in ihr mit Berichten über den Ball gefüllt, den dieser Herzog oder jener Lord gegeben. Eingehend wird dann der Toiletten gedacht, in welchen die vornehmen Damen erscheinen und auf ihre Beschreibung gerade so viel Gewissenhaftigkeit und Eifer verwandt, als auf die Schilderungen der rauchenden Schlachtfelder, welche der Corrcspondcnt nur in der Absicht bereiste, sein Publicum zu unterhalten oder für sein Blatt zu interessiren. Und ebenso zieht am aRorgen nach einem Tuilerienball^ die Kunde in die Sl-I* ' Л е ^ сп Kopfputz Eugenie getragen, wie er sich die schleppe ihres Kleides gebauscht, welche F°w, der bcwcgüchc Fächer gehabt - Alle« mit der- ( ei ч-urame menschlicher Anstrengung und menschlicher Beobachtung reg.stnrt «,« etwa eine Rede von Thiers oder cn, Rnub- und Rachezug auf Korea. „ Der „Tolletteubercht hat sich „eben dem politischen Ereign,,,- Raum und Recht geschafft, er steht der künstlerffchen Ree-n wn, dm Bdrsennachricht-n, den eombinirenden Leitartikeln zur Sette. Und sollte er's nicht, er, der nn? schildert, „nt welche,, Mitteln die Fran ihre Erscheinung z» dem nberraschenden, wirkungsvollen und oft so tief entzündenden Kunstwerk machte? er der uns wandelnde Belege von Hausse und Baisse der Gescllschalt bietet, der uns sagt, wieviel in dieser oder jener Börse war oder sein sollte und nur an'dem Problem schweigend stille steht, wie viel annoch in solcher Börse lst < er, der die Grundsätze illustrirt, nach denen die Po

litik der Mütter sich zu richten, nach denen die Jugend Genie und Geschmack zu bilden hat? Und wurde der Toilette in London und Paris ihr öffentliches Recht, warum sollte es ihr bei uns nicht werden? warum sotten nicht auch wir der Welt verkünden, wie diese oder jene Dame herrlich angethan war, als im ehrwürdigen Börsensaale sich der Bürger Töchter und Söhne ehrsamlich zu einem Tanz und Sprung zusammengefunden, wie schon vor nunmehr bald 500 Jahren dort geschah? — Verzeihung, meine Damen! Einer so wichtigen Pflicht der Publicistilt, einer so ernsten Forderung des Zeitgeistes kann dennoch nicht genügt werden, weil unsere Presse diesem Jahrhundert nicht reis ist, weil — ich sage cs mit Beschämung — weil dem Referenten jene fischblütige Entsagung noch mehr zu eigen geworden, das Auge von Spitze zu Spitze, von Band zu Band, von Putz zu Putz gleiten zu lassen, ohne rasch die Grenzen des angewiesenen Revieres zu überfliegen und mit größerer Lust an den fröhlichen Gesichtern, an den glänzenden Augen und lachenden Lippen der Tänzerinnen fester zu haften, als an der Seide und dem Mousseline. Die kühle Reflexion des Berufs, für den die weite Welt nur existirt, damit er sie in einem beliebigen Zeitungsblatte abschildere, ist nöthig, um von Kleidern zu sprechen, wenn die Herzen fröhlich waren, von Moden, wenn die unbefangene Heiterkeit, die Gegnerin der Mode, ihr Recht behauptete, oder endlich von dem Wettstreit des Putzes, wo es des PutzenS zum Gefallen nicht mehr bedurfte. Es ist ein geräumiger Saal, der Gildeusaal. Die drei Säulen in seiner Mitte tragen hochragende Gewölbe. Musik schallt gut in ihnen und das Estrich ist bequem für den Tanz. Mancherlei mag durch diese Hallen gewandert sein im Lause der Zeit. Wissen wir Lebenden uns doch der Wechsel zu erinnern, die jüngst hier stattgehabt. Geschäftliche Verhandlungen und musikalische Aufführung, Taschenspielereien und Theater, Tanz und Schaustellungen — aber auch ernstere Versammlungen fanden hier statt. Der Gildesaal hat noch vor wenig Jahren zu gottesdienstlichen Zwecken gedient. Und in reiner Verwendung erwies die Architektur sich störend; sie war dem Ernste nie zu heiter, der Heiterkeit nie zu ernst. Denn diese beiden Regungen unserer Seelen sind Gegensätze, die aus Einer Wurzel sprießen: aus dem Gefühle gesammelter, sicherer Kräfte. Es muß eine solche Kraft gewesen sein, die einen solchen Bau erfand und ausführte — und es geschieht wirklich nie zu oft, daß wir unsere Voreltern ob solcher Kraft loben und uns der Verpflichtungen erinnern, welche das Werk derselben, der alte Bau, an die nachfolgenden, seiner sich freuenden Geschlechter erhebt. Es war im Jahre 1410 — so sagt die Inschrift der einen Säule, daß dieser Bau vollendet ward. Seither hat es in der alten Gildenstube der Kosten genug gegeben, wie sie Balthasar Rüssow anschaulich beschreibt. Da ist von Biervergcudung, von Schwelgen, Hauen, Stechen und Balgen, mit denen sich unsere Altvordern die Zeit vertrieben, nicht weniger die Rede, als von den köstlichen Kleidern und Geschmeiden, an denen man damals keine geringe Hoffahrt übte. Wir hören von dem theueren Pelzwerk, ohne das kein anständiges Ritter- oder Bürgerkind sein durfte, und von dem „silbernen und güldenen Halsgeschlncide, den schweren Halsketten, Ringen, Knöpfen und schnüren und von der Jungfern silbernen, güldenen und Perlenbändchen, ihren vielen großen und dicken Hoiken-Schalcn uud Spangen, etliche Mark löthig wiegend und von großen Leibketten und Scheiden von dreißig Lothen zusammen und von großen Paternostern" und anderen Kleinoden und Zierrüthen mehr.

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